10. Mai 2020 – Ich singe mit, wenn alles singt

Gedanken zum Tag

Ich selber kann und mag nicht ruh’n, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen. Ich singe mit, wenn alles singt und lasse, was dem Höchsten klingt aus meinem Herzen rinnen, so dichtet Paul Gerhardt in dem Lied: Geh aus mein Herz und suche Freud. Schön, aber leider wird nicht gesungen, wenn sich die Kirchen wieder öffnen, um Gottesdienst zu feiern. Ja, gibt’s denn so was? Gottesdienst ohne Gesang, noch nicht einmal mitsummen hinter der Maske? Nein, zu gefährlich der vermehrte Atem. Er hält sich beim Singen nicht an 1Meter50. Man muß nicht unbedingt singen, wenn es in einem singt und jubelt und Gott lobt. Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben. Du Schöpfer des Lebens, dir sing ich mein Lied. Das ist ein Gesang, der keine Töne braucht. Mit meinem Leben lobe ich Gott. Mit den Höhen und mit den Tiefen darin, mit den Tränen darin und mit den Verzweiflungen, mit dem Jubel darin und mit dem Glück. Mit meinem ganzen Leben will ich Gott loben. Nicht bloß mit den Gutzeiten und Guttaten, auch mit all dem anderen, was da so herumliegt, lobe ich Gott, will ich Gott die Ehre geben. Dazu braucht es nicht Töne. Dazu braucht es vor allem ein Herz, das um Gott weiß. Was mich freut und was mir auf der Seele liegt, was mir leid tut und was mich bedrängt – es ist bei Gott gut aufgehoben. Ich habe einen Namen, wo das alles hingehört. Damit es gut werden kann, auch das, was nicht wieder gut wird. Gott loben, das ist unser Amt, sagt die Kirche mit alten Worten. Ich will Gott ernst nehmen. Ich will Gott bei seinem Wort nehmen: Friede sei mit euch! Ich bin für euch da. Um zu segnen, um zu heilen, um zu versöhnen, um das Herz fest zu machen. Damit nicht alles zerflattert.
Die meisten singen gern. Ich auch. Aber mein Gotteslob hängt nicht daran. Es gibt auch Menschen, die können oder die wollen nicht singen. Ich glaube nicht, dass die deswegen Gott weniger loben und dass Gott mit ihnen weniger verbunden ist. Und wenn auch alle Töne im Gottesdienst schweigen, dann singe ich von ganzem Herzen trotzdem dem Vater unser im Himmel sein Lob. Und gebe Gott die Ehre: Gut, dass du da bist.

Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
Sonntag Kantate 10. Mai 2020