Osterpredigt von Pastorin Elke Meinhardt

Liebe Oster-Gemeinde,
Heute sprechen wir vom Leben.
Heute strahlt das Licht der Hoffnung für uns auf, das Licht des Ostermorgens.
Wer nicht hofft, resigniert. Wer nicht hofft, verzweifelt.
Heute sprechen und singen wir von der Hoffnung: Der Stein ist weggewälzt vom Grab,
durch das Dunkel scheint das Licht des neuen Tages – und der Tod hat nicht das letzte Wort.
Damit haben die Frauen nicht gerechnet,
als sie sich frühmorgens auf den Weg zum Grab machen. Ihre Herzen sind schwer und dunkel.
Jesus ist tot, und alle Hoffnung ist dahin.
Alles, was sie sich von ihm erwartet haben:
Eine neue Zeit, Gottes Reich, Friede, Gerechtigkeit – alles aus.
Alles, was sie mit Jesus erlebt haben und an seiner Seite – Freiheit und Güte, Lebensfreude, Barmherzigkeit;
die Weite des Herzens
und den Frieden der Seele,
all das, was ihr Leben so hell gemacht hat in den vergangenen drei Jahren–
Alles aus.
So dunkel kann sonst keine Nacht sein.

Zwei durchweinte und durchwachte Tage und Nächte liegen hinter den Frauen, als sie sich an jenem Morgen auf den Weg machen.
Einen letzten Dienst wollen sie Jesus erweisen und den richtigen Begräbnisritus vollziehen, sie wollen ihn salben für sein Grab, behutsam und in großer Trauer.
So gehen sie und suchen den Toten und sie finden – einen Engel.
Der, der den Stein vom Grab wälzt, der Engel, der ihnen sagt:
Er ist auferstanden. Und:
Fürchtet euch nicht.
Da klingt die Weihnachtsbotschaft leise zu uns herüber. Heute schlagen wir den großen Bogen
zwischen diesen beiden Festen:
Ein Engel, der sagt:
Fürchtet euch nicht! Er ist geboren!
Ein Engel, der sagt:
Fürchtet euch nicht! Er ist auferstanden!
Wie mag es den Frauen ergangen sein,
an diesem Morgen, an dem alles neu wurde?
Von den Wachen heißt es:
„Sie wurden, als wären sie tot“ – sie fallen in Ohnmacht. Verständlich.
Die Frauen fallen nicht in Ohnmacht – Aber auch sie fürchten sich.

„Sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, es seinen Jüngern zu verkündigen.“
Mit Furcht und großer Freude.
Noch sind die Gefühle gemischt.
Noch können sie es nicht wirklich glauben.
Das absolut Neue, das, was man für unmöglich gehalten hat, die Träume, die wahr werden, das, was man noch nie erlebt hat und nicht versteht–
das kann erstmal Angst machen.
Mit Furcht und großer Freude.
Die Frauen fangen an zu laufen.
Und ich stelle mir vor, dass auf ihrem Weg,
in diesem Laufen,
die Freude immer mehr die Oberhand gewinnt
…..je mehr diese Botschaft einsinkt;
…..je stärker diese Erfahrung sie durchdringt:
Der Tod ist besiegt.
Es gibt Licht inmitten des Dunkels. Es gibt Mut inmitten der Furcht.
Und vielleicht wird das Laufen schneller und irgendwann sind da auch Sprünge dabei und Jubelrufe:
Ja, es ist wahr:
Hoffnung inmitten der Verzweiflung!
Leben inmitten des Todes!
Das, liebe Gemeinde, ist die Osterfreude.

Unsere Osterlieder sind voll davon,
und fast scheint es, als könnte es gar nicht genug Hallelujas geben, um diesen Jubel auszudrücken.
um die Macht dieser Erfahrung zu fassen..
Er ist auferstanden.
Er ist wahrhaftig auferstanden!
Freut euch, singt und spielt dem Herrn neue Lieder! In dieser Nacht wird dem Tod,
wird all dem, was das Leben zerstören will,
der Widerstand angesagt.

Trotz dem alten Drachen
Trotz dem Todesrachen
Trotz der Furcht dazu.
Tobe Welt und springe,
ich steh hier und singe
in gar sichrer Ruh. (EG 396,3)

Was für eine Zuversicht!
Liebe Gemeinde,
jetzt inmitten des Laufens ein langsamerer Schritt:
Denn das heißt nicht,
dass die Sorge als unwichtig abgetan werden soll, oder das Leiden weggewischt werden soll.
Ganz und gar nicht. Im Gegenteil.
Es lässt sich doch nicht einfach wegsingen,
was wir sonst erleben,
und da gibt es manches Mal genug, was uns beschwert, was uns herunterzieht.

Gerade in diesen Wochen.
So viele Fragen über die Zukunft.
Sorgen, die das Herz nicht zur Ruhe kommen lassen.
Auch die beiden Frauen am Ostermorgen wissen das wohl.
Und doch, und gerade, und inmitten von all dem: seit diesem Morgen ahnen sie,
dass es noch etwas anderes gibt.
Seit diesem Morgen glauben sie, dass auch ihr Leben weitergeht, vertrauen sie auf eine Kraft, die sie aufrichtet
und neu nach vorne blicken lässt.
Mit banger Zuversicht zunächst,
und doch, immer mehr: mit großer Freude.
Im tiefsten Dunkel haben sie die Hoffnung gefunden. Und die werden sie nicht mehr verlieren.
Das Licht der Osterkerze, die neu entzündet ist,
die Freude der Osterlieder, sie bringen es uns nahe:
Als fiele für einen Augenblick alles Verwirrende, alles Schwere von uns ab.
Und wir stehen mit beiden Beinen fest auf der Erde, werfen den Kopf in den Nacken
und strecken die Arme hoch zum Himmel – Ja, es wird gehen….trotz allem.
Ja, es wird Wege geben, die wir gehen können. Und es wird gut werden.
Morgendämmerung nach durchwachter Nacht.
Ostern, das ist dieses: Ja!
Das Ja zum Leben.
Trotz allem, was dagegen steht.

Trotz allem, was mich unterkriegen und lähmen will: Ich tanze und singe mein Osterlied.
Wo wir am Ende sind,
sind Gottes Wege mit uns noch lange nicht am Ende. Wo wir nicht mehr weiter wissen,
da findet Gott für uns einen neuen Anfang.
Und auf Zweifel und Sorge, auf Leid und Not
fällt das Licht von Ostern.
Deshalb, liebe Gemeinde:
Singen wir von der Hoffnung an diesem Ostermorgen!
Der Stein ist weggewälzt vom Grab.
Durch das Dunkel scheint das Licht des neuen Anfangs.
Wo wir diese Hoffnung erleben, am eigenen Leib, in der eigenen Seele, im eigenen Leben,
da spüren wir, was das bedeutet:
Auferstehung.
Da leuchtet in uns etwas von der Osterfreude.
Am Ende begegnet Jesus den Frauen.
Und er spricht zu ihnen das erlösende Wort: Fürchtet euch nicht!
Damit lasst uns einstimmen in den Osterjubel:
Christ ist erstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!
Amen. Und Halleluja!